Dürfen Sie sich auf dem Weg zur Promotion Unterstützung von Dritten holen? Welche Art von Hilfe dürfen Sie in Anspruch nehmen, ohne gegen die Prüfungsordnung oder gegen Gesetze zu verstoßen? – Nicht jedes Szenario, in dem Sie sich Unterstützung gegen Bezahlung holen, ist rechtlich einwandfrei. In diesem Blogbeitrag zeige ich Ihnen an zwei Beispielen, wo die Grenze zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem liegt.
Wo liegt das Problem mit der Unterstützung auf dem Weg zum Doktortitel?
Mit der Promotion wird die Befähigung zu besonders vertiefter wissenschaftlicher Arbeit nachgewiesen. Der Nachweis wird durch eine selbstständig verfasste wissenschaftliche Arbeit, die Dissertation, sowie eine mündliche Prüfung (Kolloquium, Disputation oder Rigorosum) nachgewiesen. Nachdem der Nachweis erfogreich erbracht wurde, verleiht die Universität oder gleichgestellte Hochschule den Doktortitel.
Der Verleihung des Doktortitels geht also eine eigenverantwortliche und selbstständige wissenschaftliche Leistung der Doktorandin bzw. des Doktoranden voraus, die durch eine:n erfahrene Wissenschaftler:in (Doktorvater bzw. Doktormutter) begleitet bzw. betreut wird. Da stellt sich natürlich die Frage, in wie weit es für die geforderte Selbstständigkeit schädlich sein kann, sich weitere Unterstützung zu holen, z.B. durch externe Promotionsbegleitung.
Welche Formen der Begleitung gibt es?
Die Angebote an Promotionsbetreuung und -begleitung sind vielfältig, reichen von anerkannten Institutionen, über seriöse private Anbieter:innen bis hin zu zweifelhaften und illegalen Angeboten, die einen Doktortitel gegen Zahlung eines – meist fünfstelligen – Geldbetrages versprechen.
Schwarze Schafe
Ich distanziere mich in meinem gesamten Handeln von solchen Angeboten und gehe auch in diesem Artikel nicht auf die schwarzen Schafe ein, die sich nicht selten Studieninstitute oder Promotionsberater nennen! Auch jegliche Form von Ghostwriting zähle ich zu den illegalen Formen von Unterstützung, die gegen die Grundidee der Promotion und/oder gegen die geltenden Prüfungsordnungen verstoßen.
Öffentliche Institutionen
Das andere Ende des Kontinuums bilden die Angebote von Graduiertenkollegs und Doktorschulen, die beispielsweise an Universitäten und Hochschulen angesiedelt sind. Dass die Inanspruch von deren Angeboten nicht schädlich sein kann, sollte klar sein. Auf die Qualität der Angebote und den Nutzen für jede:n Einzelne:n gehe ich hier nicht ein. Aber klar ist, dass unter der Teilnahme an den Kursen und Beratungsangeboten keinesfalls die Eigenständigkeit Ihrer Promotionsarbeit leidet.
Private Anbieter
Das füht nun zur Mitte des Kontinuums und damit zu den privaten Angeboten im Bereich Wissenschaftscoaching, Promotionsbegleitung und -betreuung. Hier lässt sich mindestens eine glasklare Trennlinie ziehen: Die Person, die Ihre Promotion aus einer öffentlich-rechtlichen Professorenstellung heraus betreut, darf keinesfalls Geld von Ihnen für die Begleitung von Ihnen verlangen, denn das wäre strafbare Vorteilsnahme! Sie würden sich zudem höchstwahrscheinlich wegen Vorteilsgewährung und möglicherweise auch wegen Bestechung strafbar machen (OLG Stuttgart, Urteile vom 22. Februar 2022, Az. 10 U 120/21 und 10 U 121/21).
Dahingegen ist es völlig in Ordnung, wenn Sie mit Hilfe eines Promotionscoaches oder einer Promotionsbegleitung Zeit und Arbeit sparen, weil Sie von den Erfahrungen dieser Person profitieren. Sie können Irrwege abkürzen, z.B. weil Probleme im besten Fall gar nicht auftreten, Sie darauf vorbereitet sind oder schnell einen passenden Lösungsansatz mit Ihrem Coach entwickeln.
Wie finden Sie die passende Promotionsbegleitung?
Hier die aus meiner Sicht wichtigsten Hinweise, damit Sie aus dem vielfältigen Angebot, das Sie im Internet finden, das für Sie passende auszuwählen.
Finden Sie die Person, die zu Ihnen passt!
Die Passung auf der persönlichen Ebene ist am wichtigsten. Das Vertrauensverhältnis muss von Anfang an passen, denn Sie teilen im Verlauf der Zusammenarbeit dienstliche und private Details mit Ihrem Coach. Um herauszufinden, ob es passt, sollte das erste Gespräch kostenlos und unverbindlich sein. Nur so können Sie ohne Risiko herausfinden, ob die Wellenlänge zwischen Ihnen und dem Menschen stimmt, der Sie auf dem nicht immer leichten Weg zum Doktortitel begleiten soll. Da für die Zusammenarbeit über die Promotionsphase durchaus eine Vergütung im fünfstelligen Bereich anfallen kann, sollten Sie sich nicht nur auf glänzende Marketingbroschüren oder einen gelungenen Instagram-Auftritt verlassen, sondern insbesondere auf Ihr Bauchgefühl nach dem Kennenlerngespräch achten.
Achten Sie auf den fachlichen Hintergrund UND die methodische Qualifikation Ihrer Promotionsbegleitung!
Jeder kennt fachlich erstklassige Menschen, die leider nicht mit Kommunikationskompetenz gesegnet sind. Und jeder kennt Menschen, mit denen Sie gut über Probleme reden können, die aber keine Ahnung vom Thema Ihrer Promotion haben. Wichtig ist, den Menschen zu finden, dessen Kompetenzen in genau dieser Schnittmenge liegen. Je nachdem, wie Sie fachlich aufgestellt sind, ist das keine leichte Übung.
Fragen Sie nach Referenzen!
Wie viele Doktorandinnen und Doktoranden hat der Anbieter schon auf dem Weg zur Promotion begleitet? Welchen fachlichen Schwerpunkt hatten diese? Waren es Vollzeit- oder berufsbegleitende Promotionen? Entweder finden Sie diese Angaben glaubhaft im Internetauftritt oder Sie fragen danach. Wichtig: Passt die Zahl der betreuten Arbeiten zum Lebensalter und der professionellen Laufbahn des Coaches? Nach 20 Jahren im Hochschuldienst kann ein:e Professor:in durchaus 400 und mehr wissenschaftliche Arbeiten betreut haben, darunter Bachelor-, Master- und Promotionsarbeiten. Dieselbe Zahl im Profil eines 25-jährigen unpromovierten jungen Coaches sollte Sie eher skeptisch machen.
Fazit
Es ist nicht nur nicht schädlich, sondern absolut unproblematisch und kann sehr sinnvoll sein, sich auf dem Weg zur Promotion begleiten zu lassen. Solange Sie selbst der Urheber bzw. die Urheberin Ihrer Dissertation sind, und alle (auch noch so kleinen) Teile, die Sie von anderen übernehmen, entsprechend kennzeichnen, ist alles in Ordnung.
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